Protestierende Menschen in der Sonne

Guerilla-PV-Anlagen - von der Rebellion zur Regulierung

Warum Guerilla-PV? In diesem Beitrag wird es darum gehen, wie diese unkonventionellen Solarinstallationen entstanden sind, welche Herausforderungen und rechtlichen Aspekte sie mit sich gebracht haben und wie sich die Lage heute, durch fortschrittliche Regulierungen und technologische Entwicklungen, verändert. Wir zeigen dir sowohl die Risiken als auch die Potenziale dieser Systeme und geben praktische Tipps, wie du Mini-PV-Anlagen sicher und effizient nutzen kannst. 

Aufstand gegen Stromriesen: Die Geschichte der Guerilla-PV-Anlagen

Der martialische Name "Guerilla PV Anlagen" klingt nach Rebellion. Tatsächlich handelte es sich bei den ersten Anlagen dieser Art um einen rebellischen Akt von Privatverbrauchern gegen die etablierten Stromanbieter. Diese haben in den Anfängen der Mini-Solaranlagen alles versucht, um deren Verbreitung so schwer wie möglich zu machen. Doch viele Hausbesitzer wurden ungeduldig und schritten selbst zur Tat. 

Mit dem eigenmächtigen Aufbau von Solaranlagen auf dem Balkon und dem Verzicht auf eine Anmeldung, geschweige denn Genehmigung wurde die Stromrechnung deutlich reduziert. Das Anmeldeverfahren von Mini-PV Anlagen wurde inzwischen durch viele Änderungen deutlich vereinfacht. Die Installation rebellischer Guerilla-PV Anlagen ist daher heute nicht mehr angesagt.

Solarpanel am Balkon

Welche Strafen drohen beim Aufbau einer Guerilla-PV-Anlage?

Eine Guerilla-PV Anlage zeichnet sich dadurch aus, dass sie ohne Genehmigung und meist auch ohne fachmännische Unterstützung aufgebaut wird. Das ist bei Plug and Play PV Anlagen auch ohne Weiteres möglich. Problematisch wird es jedoch, wenn ohne Genehmigung vom Netzbetreiber größere Anlagen installiert werden. Speisen diese unangemeldet Strom in das öffentliche Netz ein, können Bußgelder bis 50.000 Euro drohen. Ein entsprechendes Urteil wurde allerdings noch nicht gefällt.

Dennoch: Wir weisen darauf hin, dass eine starke Überschreitung der zulässigen und gesetzeskonformen Installation von Mini-PV-Anlagen zu empfindlichen Rechtsnachteilen führen kann.

Alte Hauselektrik als Sicherheitsrisiko

Gravierender ist unseres Erachtens jedoch der Eingriff in das Stromnetz deines Hauses. Moderne Installationen verkraften diese Nutzung zwar ganz gut und sind auch teilweise bereits darauf ausgelegt. Wie sich der Anschluss einer wattstarken Solaranlage auf eine dreißig, vierzig oder fünfzig Jahre alte Hauselektrik auswirkt, weiß niemand so genau. Kommt es zu Brandschäden oder anderen Unfällen, wird es mit Sicherheit Probleme mit der Hausratversicherung, mit der Brandschutzversicherung und letztendlich auch mit dem Gesetzgeber geben.

Wir raten daher dazu, dass du dich an den gesetzeskonformen Rahmen hältst, gleichgültig, ob du die anmeldefreie oder anmeldepflichtige Variante wählst. So bist du stets auf der sicheren Seite. Mit 800 Watt Leistung hast du schon einen Betrag erreicht, mit dem du deine Stromkosten signifikant senken kannst.

Frau befüllt Aquarium

Brauchen wir heute noch Guerilla-PV-Anlagen?

Wie erwähnt, ist der Aufbau nicht angemeldeter Mini-PV-Anlagen auf dem Balkon heute kaum noch sinnvoll. Der Gesetzgeber kommt den privaten Solarstrom-Kleinbetreibern zugunsten der Energiewende sehr weit entgegen. Dennoch kann es Anwendungsfälle geben, bei denen ein oder mehrere zusätzliche Mini-PV Anlagen sinnvoll sein können. Das gilt vor allem dann, wenn du stromintensive Hobbys betreibst. Beispiele dazu sind:

- Aquarien
- Terrarien
- Indoor-Pflanzungen

Bei Aquarien kosten Heizung, Licht und Umwälzpumpe permanent Strom. Der Betrag steigt mit der Größe des Aquariums an. Bei Terrarien können vor allem Wüstenbewohner wie Bartagamen stromintensive Heizungen erforderlich machen. Denkst du darüber nach, gemäß der neuen Gesetzgebung eigene Cannabis-Pflanzen anzubauen, musst du mit 20-60 Euro zusätzlichen Stromkosten pro Monat rechnen.

Ein neuer "Stromfresser" im Haus führt spätestens im folgenden Jahr dazu, dass dein Stromanbieter den monatlichen Abschlag anpasst. Dann können hohe Kosten auf dich zukommen, die dein Budget stark belasten. Es ist daher sinnvoll, diese absehbaren Mehrverbräuche durch die Installation zusätzlicher Mini-PV-Anlagen zu kompensieren. Nimm Kontakt zu uns auf, wenn du dazu Beratung benötigst. Wir beraten dich gern.

Stromzähler

Darf der Stromzähler jetzt rückwärts laufen? Ja!

Die Nutzung von Stromzählern ohne Rücklaufsperre bei Balkonkraftwerken bis zu einer Leistung von 800 Watt ist mittlerweile gestattet. Dank des Solarpakets I dürfen solche Zähler nun temporär bis zu vier Monate rückwärts laufen. So kann ungenutzter Solarstrom, der mehr erzeugt wird, als im Haushalt verbraucht wird, die Stromrechnung direkt reduzieren, indem er den Zählerstand zurückdreht. Hausbesitzern profitieren also temporär von niedrigeren Stromkosten, ohne dass dafür eine gesonderte Einspeisevergütung erforderlich ist.

Innerhalb von vier Monaten nach der Inbetriebnahme eines solchen Zählers sind die Messstellenbetreiber verpflichtet, diese durch moderne Zweirichtungszähler oder digitale Stromzähler zu ersetzen, die den Verbrauch und die Einspeisung korrekt erfassen können. Der Austausch erfolgt automatisch und muss nicht durch den Anlagenbetreiber beantragt werden. 

Während es früher rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen konnte, Stromzähler ohne Rücklaufsperre zu betreiben, stellt die neue Regelung jetzt eine klare Übergangslösung dar, bis alle Zähler den aktuellen technischen Anforderungen genügen.

Was ist heute möglich?

Bis Januar 2024 war die Installation von Mini-PV Anlagen mit einer Einspeiseleistung von 600 Watt genehmigungsfrei. Diese Leistung durfte aus bis zu vier Solarmodulen gewonnen werden. Die Einspeiseleistung wird vom Wechselrichter angegeben. Dieses Bauteil ist erforderlich, um den Gleichstrom, der aus den Solarmodulen kommt, in Wechselstrom umzuwandeln. Außerdem transformiert der Wechselrichter den Gleichstrom der Solarmodule auf die 240 Volt Hausspannung auf. Um eine 600 Watt Einspeiseleistung zu erreichen, waren Solarmodule mit einer Leistung von bis zu 800 Watt zulässig.
Seit Januar 2024 wurde die genehmigungsfreie Einspeiseleistung auf 800 Watt angehoben. Auch die Wattleistung der angeschlossenen Solar Module wurde entsprechend angepasst. Heute sind Solarpaneele bis 2000 Watt Leistung zulässig, die genehmigungsfrei an das Hausstromnetz angeschlossen werden dürfen.

Zendure Solarflow PV Hub + 2 kWh Batterie

Integration von Stromspeichern in Mini-PV-Systeme

Entgegen der landläufigen Meinung können Balkonkraftwerke durchaus eine Einspeisevergütung erhalten, vorausgesetzt, sie sind ordnungsgemäß angemeldet und technisch dafür eingerichtet. Solltest du mehr Strom produzieren, als du selbst verbrauchst, wird der Überschuss nicht einfach verloren gehen, sondern kann ins Netz eingespeist und vergütet werden.

Moderne Speichersysteme sind in der Lage, überschüssigen Solarstrom effektiv zu speichern, allerdings sind mit ihrer Anschaffung hohe Kosten und einige Nachteile verbunden:

  • Hohe Anschaffungskosten: Ein Stromspeicher kann oft fast so viel kosten wie die gesamte Balkonkraftwerkanlage, was die Investitionskosten erheblich steigert.
  • Kurze Lebensdauer: Batteriespeicher haben in der Regel eine maximale Lebensdauer von etwa 15 Jahren, was im Vergleich zur längeren Lebensdauer von PV-Anlagen (etwa 25 bis 30 Jahre) relativ kurz ist.
  • Potenzielle Brandgefahr: Obwohl selten, besteht bei Batteriespeichern immer ein gewisses Brandrisiko, das nicht ignoriert werden darf.

Die Amortisationsdauer einer Mini-PV-Anlage ohne Speicher liegt unter idealen Bedingungen meist zwischen zwei und drei Jahren. Mit einem zusätzlichen Akku könnten sich diese Zeiträume jedoch verdoppeln oder verdreifachen, was den finanziellen Nutzen verzögert.

Stromkabel mit Hundert-Euro-Schein

Reich werden durch Mini-PV-Anlagen?

Während die Einspeisevergütung für größere Photovoltaik-Anlagen bei etwa 6 bis 8,2 Cent pro kWh liegt, können auch Betreiber von Mini PV-Anlagen, die ordnungsgemäß angemeldet sind, von einer Vergütung profitieren, allerdings zu etwas niedrigeren Sätzen. Die durchschnittliche Tagesleistung eines Balkonkraftwerks beträgt etwa 3,75 kWh. Verglichen mit einem durchschnittlichen Tagesstromverbrauch eines Zwei-Personen-Haushaltes von etwa 8,2 kWh, ist es unwahrscheinlich, dass regelmäßig nennenswerte Überschüsse erzeugt werden, außer vielleicht während Perioden mit minimalem Verbrauch, wie während eines Urlaubs. Selbst dann ist die erzeugte Strommenge oft zu gering, um eine bedeutende Vergütung zu erwarten.

Willst du signifikante finanzielle Erträge erzielen, solltest du über die Installation einer größeren und professionell installierten Photovoltaikanlage in Betracht ziehen. 

Es ist wichtig, sich gründlich zu informieren, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Der Solarmarkt ist dynamisch und entwickelt sich ständig weiter, mit neuen technologischen Fortschritten und fallenden Kosten für Solarpanele. Auch die steigenden Strompreise können dazu beitragen, dass eine Mini-PV-Anlage mit Stromspeicher in naher Zukunft eine immer attraktivere Option für die Energieversorgung darstellt.